DIE ANBAHNUNG – EIN ENDE
Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die Zeit vorüber, in der man kann.
Marie von Ebner-Eschenbach
EIGENTLICH hätten wir glücklich werden können. Ja... Wir hätten glücklich werden müssen, sagten Renate und Walter Rudigier. Renate hatte Walter gefunden. Und Walter hatte Renate gefunden. Lange hatte Walter nach einer Frau wie Renate gesucht. Und genauso lange hatte Renate auf einen Mann wie Walter gewartet. Walter hatte also stets gesucht. Und Renate immer ge-wartet. Walter hatte während seiner Suche nach Renate einmal eine Monika gefunden, dann eine Elisabeth, eine Marion, eine Elfriede, nochmals eine Monika, danach Ingrid, Angelika, Sieglinde und schließlich Regina. In der Zwischenzeit wartete Renate einmal mit Egon, und wartete mit Alexander, wartete mit Clemens – auch ein Ulrich war darunter, genauso wie ein Martin, ein Herbert, ein Thomas, ein Wolfgang und ein Konrad. Mit dem Konrad war sie einige Wochen lang am Warten gewesen als sie den Walter traf. Walter probierte gerade Regina aus. Renate und Walter heirateten innerhalb Jahresfrist. Eigentlich hätten wir glücklich werden können, sagte Walter. Ja... Eigentlich schon, meinte daraufhin Renate. Aber Folgendes war geschehen: Nach-dem Walter und Renate – als Walter und Renate Rudigier – verheiratet gewesen waren, konnte Renate das Warten doch nicht sein lassen und der Walter das Suchen auch nicht. Nach dreiundzwanzig Monaten reichte Walter – oder war’s Renate gewesen? – die Scheidung ein.
Text für die Zeitschrift LIFT in Stuttgart, sogenannter 200-Wörter-Roman mit maximal 200 Wörtern. Der erste Satz heisst jedesmal: "EIGENTLICH hätten wir glücklich werden können"
Stuttgart ©2006 HEINZ D. HEISL
Marie von Ebner-Eschenbach
EIGENTLICH hätten wir glücklich werden können. Ja... Wir hätten glücklich werden müssen, sagten Renate und Walter Rudigier. Renate hatte Walter gefunden. Und Walter hatte Renate gefunden. Lange hatte Walter nach einer Frau wie Renate gesucht. Und genauso lange hatte Renate auf einen Mann wie Walter gewartet. Walter hatte also stets gesucht. Und Renate immer ge-wartet. Walter hatte während seiner Suche nach Renate einmal eine Monika gefunden, dann eine Elisabeth, eine Marion, eine Elfriede, nochmals eine Monika, danach Ingrid, Angelika, Sieglinde und schließlich Regina. In der Zwischenzeit wartete Renate einmal mit Egon, und wartete mit Alexander, wartete mit Clemens – auch ein Ulrich war darunter, genauso wie ein Martin, ein Herbert, ein Thomas, ein Wolfgang und ein Konrad. Mit dem Konrad war sie einige Wochen lang am Warten gewesen als sie den Walter traf. Walter probierte gerade Regina aus. Renate und Walter heirateten innerhalb Jahresfrist. Eigentlich hätten wir glücklich werden können, sagte Walter. Ja... Eigentlich schon, meinte daraufhin Renate. Aber Folgendes war geschehen: Nach-dem Walter und Renate – als Walter und Renate Rudigier – verheiratet gewesen waren, konnte Renate das Warten doch nicht sein lassen und der Walter das Suchen auch nicht. Nach dreiundzwanzig Monaten reichte Walter – oder war’s Renate gewesen? – die Scheidung ein.
Text für die Zeitschrift LIFT in Stuttgart, sogenannter 200-Wörter-Roman mit maximal 200 Wörtern. Der erste Satz heisst jedesmal: "EIGENTLICH hätten wir glücklich werden können"
Stuttgart ©2006 HEINZ D. HEISL
magdalena la chouette - 10. Aug, 23:01